Lehrlingsaustausch XChange

Nicht betriebsblind werden

Der Lehrlingsaustausch XChange bietet gerade auch Unternehmerkindern große Chancen. Tobias Lauber zumindest hat viele Einblicke mitgenommen

 

©Handwerkskammer Konstanz
Durchblick ist sein Metier – und den bekommt Azubi Tobias Lauber nicht nur im Singener Familienbetrieb, sondern auch durch den XChange-Austausch mit einem Vorarlberger Fensterbau-Unternehmen.

 

Über den Tellerrand schauen, neue Arbeitsweisen kennenlernen, in eine andere Unternehmenskultur eintauchen – für kaum jemanden ist das so wichtig wie für diejenigen, die selbst einmal Verantwortung im Betrieb übernehmen und die Zukunft mitgestalten wollen. Tobias Lauber ist so jemand. Derzeit ist er noch Azubi im Familienunternehmen, wird zum Glaser ausgebildet. Aber irgendwann wird er wohl selbst eine führende Rolle in der Lauber Fensterbau GmbH übernehmen. Und darauf bereitet sich der 22-Jährige nicht nur daheim in Singen vor.

Gerade war er mit dem Lehrlingsaustausch XChange für drei Wochen in Vorarlberg – ein Mekka für alle Handwerker, die mit Holz zu tun haben.  Dass bei der i+R Fensterbau GmbH in Lauterach wie oft in Österreich fast nur Fichte statt der in Deutschland üblichen Kiefer eingesetzt wird, ist längst nicht der einzige Unterschied, der dem Glaser-Azubi dabei aufgefallen ist: „Das Gastunternehmen war zwar ähnlich aufgestellt wie unser Betrieb, aber trotzdem wurden dort viele Kleinigkeiten anders erledigt. Da schaut man dann schon genau hin und nimmt einiges mit“, sagt Tobias Lauber.

Vom Nachbarn lernt sich’s leichter

Dass gerade Unternehmersöhne und -töchter, die im eigenen Betrieb ausgebildet werden, sehr vom Auslandsaufenthalt profitieren, weiß auch Ausbildungsberaterin Susanne Hillan, die den XChange-Austausch bei der Handwerkskammer Konstanz koordiniert: „So kommt frischer Wind ins Unternehmen, ohne dass man der direkten Konkurrenz vor Ort zu nahe tritt.“

Weiter weg als in die Nachbarländer – außer vier österreichischen Bundesländern beteiligen sich auch Regionen in der Schweiz, Italien, Frankreich sowie Liechtenstein an dem Austausch – muss es nach ihrer Einschätzung aber nicht gehen: „Ein entscheidender Vorteil von XChange ist die kulturelle Nähe und die  fehlende Sprachbarriere. Nur dadurch kann man in relativ kurzer Zeit sehr viel lernen“, sagt die Ausbildungsbegleiterin.

Das kann Tobias Lauber nur bestätigen: „Die österreichischen Kollegen waren sehr offen und haben mir viel gezeigt. Ich hab gar nicht damit gerechnet, dass ich selber so viel machen darf“, erzählt er begeistert. Umgekehrt hat auch er einen hervorragenden Eindruck beim Gastbetrieb hinterlassen: Ein hohes Ausbildungsniveau, Einsatzfreude und Wissbegier bescheinigt Betriebsleiter Harald Spettel dem deutschen Austausch-Azubi. Er will mit seinen Teamleitern demnächst sogar mal bei Lauber in Singen vorbeischauen – „so neugierig hat uns Tobias gemacht“.

Das hört Mutter Simone Lauber natürlich gerne. Doch vor allem sieht sie in der Teilnahme an XChange eine gute Gelegenheit, das betriebliche Ausbildungsspektrum zu bereichern: „Wenn man mal was anderes sieht, wird man nicht betriebsblind“, findet sie. Deshalb kann sie sich gut vorstellen, in Zukunft auch ihre anderen Lehrlinge für ein paar Wochen ins Ausland zu schicken.

Für Tobias Lauber steht ohnehin schon fest: Wenn seine Ausbildung im Sommer rum ist, sucht er erst einmal das Weite. Ein Jahr lang will er noch mal in die Welt hinaus, bevor er in Singen an der Zukunft des Familienunternehmens weiterarbeitet: „Früher ging man nach der Lehre auf die Walz. Das hat schon Sinn gemacht.“

 

Artikel von der Handwerkskammer Konstanz Online, 18. April 2018:

https://www.hwk-konstanz.de/artikel/nicht-betriebsblind-werden-64,0,1382.html

 

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Der Artikel “Nicht betriebsblind werden” zum Lehrlingsaustausch XChange von Tobias Lauber erschien am 24.04.2018 im Südkurier